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Die Mini-Gurke aus dem Urwald

Ob der Martini wirklich besser schmeckt, wenn man anstatt einer Olive die Cocktailgurke auf einen Zahnstocher spiesst, musst du selber herausfinden. Die kleine Gurkenverwandte bringt aber auch ohne diesen Vorzug viele Trümpfe mit.

Sie ist unkompliziert. Zwar ist bei der Setzlingsanzucht, welche man schon Anfang April und somit etwas früher als bei den normalen Gurken angeht, einiges an Fingerspitzengefühl gefragt; denn die Pflanze ist ziemlich filigran. Ist sie aber erst mal im Boden und angewachsen, ist sie kaum mehr zu stoppen. Einfacher gelingt die Direktsaat im Mai an Ort und Stelle.

Die Cocktailgurke Melothria scabra stammt ursprünglich aus Mittel- und Südamerika, wo sie in Wäldern und Dickichten wächst. Damit spielt sie direkt den nächsten Trumpf aus, denn sie wächst auch dort, wo sie einen guten Teil des Tages im Schatten steht. In der vollen Sonne gedeiht sie aber genauso gut.

Vielseitige Kletterkünstlerin

Dass sie es gewohnt ist, im Dickicht zu wachsen, verraten auch ihre zarten Schlingarme, mit denen sie sich an feinen Strukturen wie z.B. einem Gitter festhält und diesem entlang nach oben wächst. Und hier trumpft die Cocktailgurke bereits zum dritten Mal auf: Sie kann als Schattenspenderin oder Sichtschutz gezogen werden. Baue aus Schnüren oder einem Gitter ein Gerüst, pflanze einige Setzlinge und schon kannst du dich ungefähr ab Mitte Juni hinter einer grünen Wand entspannt zurücklehnen. Einer Wand nota bene, von der du laufend kleine Gürkchen, die äusserlich wie kleine Wassermelonen aussehen, ernten kannst. Innen sind sie grün und schmecken nach Gurke mit einer leicht sauren Note. Ein sehr erfrischender Sommersnack, den du am einfachsten roh geniesst. Die Gürkchen können aber auch wie normale Gurken in Essig eingemacht haltbar gemacht werden.

Runde Mini-Gurke an Pflanze hängend
Die Cocktailgurke kann problemlos vermehrt werden, da sie die einzige Vertreterin ihrer Art ist und es daher nicht zu Verkreuzungen kommt.

Saatgut gewinnen

Auch wenn die Cocktailgurke auf den ersten Blick nicht allzu viel gemein hat mit Kürbis, Zucchetti, Gurke und Co., ist sie dennoch eine Vertreterin der grossen Familie der Kürbisgewächse. Wie ihre Verwandten ist auch sie eine Fremdbefruchterin. Während sich von den bekannten Familienvertretern aber zahlreiche Sorten in unseren Gärten tummeln und es darum leicht zu Verkreuzungen kommt, ist die Cocktailgurke bei uns in der Regel die einzige Vertreterin ihrer Art. Deshalb kann sie problemlos vermehrt werden. So musst du vorgehen:

  1. Lasse einige Gürkchen ganz ausreifen, bis sie von selber von der Pflanze fallen.
  2. Schneide die Früchte auf und kratze die Samen heraus.
  3. Gib die Samen mit wenig Wasser in ein Glas und lass sie einige Tage lang vergären.
  4. Giesse die Flüssigkeit samt Samen in ein Teesieb, rubble die Samen, sodass sich die schleimige Schicht von den Samen löst.
  5. Gib sie mit Wasser ins Glas zurück.
  6. Die befruchteten Samen sinken auf den Boden, während die gelösten Fruchtfleisch-Partikel obenauf schwimmen. Diese kannst du ganz einfach abgiessen.
  7. Wiederhole den Vorgang, bis das saubere Saatgut zurückbleibt.
  8. Lass die Samen auf einem Teller ausgebreitet mindestens zwei Wochen bei Zimmertemperatur trocknen.
  9. Bewahre die Samen trocken auf und ziehe im kommenden Frühling Setzlinge daraus.

Cocktailgurken überwintern

Wer einen kühlen, frostfreien Ort hat, kann sogar versuchen, die Pflanzen zu überwintern. Denn die Cocktailgurken bilden dicke Wurzelknollen aus, welche im Spätherbst, wenn das Laub abgestorben ist, ausgegraben und in feuchtem Sand eingeschlagen werden können. Die Knollen sind relativ empfindlich und sollten nur vorsichtig angefasst werden. Auch die perfekte Feuchtigkeit zu halten ist nicht ganz einfach. Ein Versuch ist es aber sicher wert. Nach erfolgreicher Überwinterung kannst du sie ab Mai wieder auspflanzen und die Pflanze wächst sogleich kräftig los.

Die Cocktailgurken bilden dicke Wurzelknollen aus, die als Speicherorgane dienen.

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