Die grosse Knolle, die den Gemüse- oder eben Knollenfenchel auszeichnet, sucht man beim Gewürzfenchel vergebens. Dafür bildet er sehr üppiges und filigranes aromatisches Laub aus. Auch die Samen sind sehr schmackhaft und er wird schon seit der Antike kulinarisch und auch pharmazeutisch verwendet. Römische Gladiatoren assen Fenchel oder rieben sich mit dessen Saft ein, um siegreich aus dem Kampf hervorzugehen. Und wer siegte, wurde mit duftendem Fenchellaub gekrönt. Vermutlich war dieses jedoch grün, nicht rot, ist grün doch die deutlich häufigere Farbe im Fencheluniversum. Sicher stammt das Laub aber von einem Gewürzfenchel, denn dieser ist entwicklungsgeschichtlich näher an der Wildform des Fenchels als der Knollenfenchel. Dieser wurde erst viel später – deutlich nach den Gladiatorenkämpfen – gezüchtet.
Insektenliebling
Egal ob Gewürz- oder Knollenfenchel: Die Schwalbenschwänze lieben ihn und legen ihre Eier gerne auf den feinen Blättchen ab, von denen sich die bekannten grün-schwarz-orangen Raupen anschliessend ernähren. Während der Knollenfenchel normalerweise geerntet wird, bevor er ihn Blüte geht, bleibt der Gewürzfenchel stehen und lockt im Sommer mit seinen gelben Doldenblüten unzählige Insekten an. Schweb- und andere Fliegen, Wanzen und Wildbienen laben sich an den Blüten. Sind die Blüten verblüht könnt ihr die trockenen Samen ernten und sie zum Würzen brauchen oder daraus Tee herstellen. Ich persönlich verbinde Fencheltee mit Kranksein, weshalb ich ihn nicht unbedingt freiwillig trinke, auch wenn er sehr gut für die Verdauung ist. Viel lieber verwende ich die Spitzen der Fenchelblätter im Dip oder als Topping auf Salat und Suppe.
Und Achtung: Lasst im Herbst die abgestorbenen Fenchelstauden einfach stehen. Einerseits könnten sich überwinternde Schwalbenschwanzraupen daran verpuppt haben und andererseits ist der Gewürzfenchel oft mehrjährig und treibt im Folgejahr wieder aus.
Ist Rot gleich Rot?
Knallrot ist unser Rotlaubiger Gewürzfenchel nicht, aber er ist rost- bis violettrot überhaucht. Im Staudenbeet ergeben seine feinen, gefiederten Blätter beispielsweise in Kombination mit Helenium ‘Windley’ eine wunderschöne Mischung. Bei ProSpecieRara haben wir von zwei verschiedenen Orten roten Gewürzfenchel bekommen. Noch wissen wir nicht, ob es sich um die gleiche Sorte handelt oder nicht. Deshalb haben wir in diesem Jahr im Schaugarten in Wildegg, die eine Herkunft angebaut, um sie zu sichten.
Unser Kräuterprojekt
Die Absicherung der Kräutervielfalt nimmt bei uns nun richtig Fahrt auf. Wir vergleichen auch z.B. bei Barbarakraut, Kresse und Schabzigerklee verschiedene Herkünfte und versuchen diejenigen in unserer Obhut, bekannten Sorten zuzuordnen. Und von Rosmarin und Minzen haben wir ganze Sammlungen unterschiedlicher Sorten. 60 sind es beim Rosmarin und 39 bei den Minzen. Siehe hierzu auch den Artikel zu unseren bedrohten Kräuterschätzen