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Richtig überwintern: Nachhaltig Freude an deinen Zierpflanzen

Früher blieb einem gar nichts anderes übrig, als viele der Zierpflanzen zu überwintern, wollte man sich auch im Folgejahr an ihnen erfreuen. Gründete die Tochter einen eigenen Haushalt, wurden ihr oft Abkömmlinge der «Familien-Sorten» mitgegeben. So entstanden zahlreiche Landsorten. Heute fehlt uns das Überwinterungswissen oft. Das ändern wir nun!

Auch Pflanzen entkommen dem Einweg-Wegwerf-Wahn kaum. Arten, die eigentlich mehrjährig wären, werden nach der Blüte weggeschmissen und im Frühling neu gekauft. Sie kosten ja nur ein paar Franken. Vorbei sind die Zeiten, wo Pflanzen über Generationen weitergegeben wurden. Ich finde das aus ethischer und ökologischer Sicht mehr als fragwürdig. Und Sorten lassen sich so natürlich sowieso nicht erhalten. Deshalb verrate ich dir in diesem Beitrag, wie du Dahlien, Balkongeranien und Hängenelken erfolgreich überwintern kannst. Sie alle sind nicht einheimisch und stammen aus wärmeren Klimazonen, weshalb sie den Winter draussen nur in Ausnahmefällen überleben.

Rosablühende Dahlien
Dahlien erfreuen bei richtiger Überwinterung auch im nächsten Jahr wieder das Auge. Im Bild die ‘Farbige aus Trubschachen’.

Dahlien: Wertvolle Knollen

Dahlien bilden oft bis spät in den Herbst noch attraktive Farbtupfer im Garten. Du kannst sie deshalb gut bis zum ersten Frost stehen lassen. Schneide sie ein paar Tage bevor du sie herausnehmen möchtest ca. 5 cm über dem Boden ab. Hebe nun möglichst an einem trockenen Tag die Knollen mit der Grabgabel aus der Erde. Achtung, je nach Sorte können die Knollen ziemlich gross sein. Versuche, sie möglichst nicht zu verletzen! Klopfe grob die Erde ab und lasse die Knollen an der Luft etwas trocknen, damit sie beim Überwintern nicht anfangen zu faulen. Falls du die Sorten kennst, stecke das Sortenschild dazu, damit du im nächsten Frühling noch weisst, welche Knolle welche Blüte ergeben wird.

Hände halten Dahlienknolle
Nach dem Ausgraben sollte die Erde abgeklopft und die Knollen etwas an der Luft getrocknet werden, damit sie nicht faulen.

Nun legst du die Knollen am besten in Holzkistchen oder auf Papier in Blumentöpfe, die du in einem frostfreien, optimalerweise 4-10 Grad kühlen, dunklen Raum lagerst. Ist der Raum zu warm, animiert dies die Knollen, lange, helle Triebe auszubilden und damit nach Licht zu suchen. Dies gilt es möglichst zu vermeiden.
Bevor du sie im Frühling wieder pflanzt, kannst du die grossen Knollen teilen. Achte darauf, dass an jedem Teilstück auch Wurzelhals vorhanden ist, denn dort treiben die Dahlien neu aus. Falls dein Garten ein Schneckenparadies ist, empfehle ich, die Dahlien im Topf anzutreiben, bis sie eine gewisse Grösse erreicht haben und nicht mehr in einer Nacht von den Schnecken weggeputzt werden können.

Balkon-Geranie: Eingebürgerte Südafrikanerin

Ihnen haftet manchmal das Image des Altbackenen, Bünzligen an. Aber sie können weit mehr als neben Schweizerfahnen an Bauernhoffassaden hängen. Und vor allem gibt es sie in einer grossen Vielfalt. Von klein, weiss und zart über lachsfarben oder pink bis wuchtig-füllig und dunkelrot. 90 verschiedene Balkon-Geraniensorten sind in der Obhut von ProSpecieRara. Dies sind oft ältere und dadurch eher höher wachsende Sorten. Du kannst sie auch im Garten auspflanzen, damit sie ihre ganze Grösse entfalten können – und für die Überwinterung wieder eintopfen. Ursprünglich stammen sie aus Südafrika und ertragen deshalb keinen Frost.

Lachsfarbene Geranie in Treibhaus
Im hellen, kühlen Wintergarten blühen Balkon-Geranien oft den ganzen Winter hindurch.

Kürze die Triebe zur Einwinterung noch vor den ersten Frösten um etwa die Hälfte bis zwei Drittel ein und stelle die Pflanzen an einen 5-10 Grad kühlen Ort. Je heller sie stehen, desto mehr Wärme können sie ertragen. Im hellen, kühlen Wintergarten blühen sie oft den ganzen Winter hindurch. Die fleischigen Stängel und Blätter speichern viel Wasser, weshalb sie erst gegossen werden müssen, wenn die Erde richtig trocken ist. Und auch dann nur zurückhaltend. Alte Pflanzen kannst du stark zurückschneiden und entblättern. Sie können platzsparend ohne Topf und nur mit wenig feuchter Erde an den Wurzeln an einem dunkleren Ort überwintern. Bitte beachte, dass wenn du die Pflanzen im Frühling nach draussen stellst, sie sich zuerst wieder an die Sonne gewöhnen müssen. Stell sie am besten an einem bewölkten Tag nach draussen oder schütze sie mit einem Vlies.

Hängenelke: die ganz spezielle Nelke

Hängenelken sind vor allem im Engadin bekannt. Dort gehörten sie einst auf jedes südlich exponierte Fenstersims – ähnlich wie in manch anderem Kanton der Schweiz die Balkongeranie. Die Hängenelken werden zwar botanisch Dianthus caryophyllus zugeordnet, zu der auch unsere «normalen» Gartennelken gehören, sie unterscheidet sich aber in einigen wesentlichen Punkten von dieser. So ist ihr Wuchs hängend und sie gedeiht praktisch als einzige Nelkenvariante auch im Topf oder Kistchen und sie ist nicht winterhart. Die Überwinterung passiert gleich wie bei den Balkongeranien. Ihre Triebe werden auf ca. 30 cm eingekürzt. Je kühler sie steht, desto trockener musst du sie halten.
Hängenelken, auch Engadiner oder Bündner Hängenelken genannt, sind heute nur noch schwierig zu finden. Umso mehr lohnt es sich, sie zu überwintern.

Rotblühende Nelken von Sims auf Engadinerhaus hängend
Engadiner Hängenelken zierten früher fast jedes Engadiner Haus. Heute sind sie praktisch verschwunden.

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