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Rosenkohl: eine winterliche Vitaminbombe

Einfach zu ernten, den ganzen Winter ĂŒber frisch verfĂŒgbar und sehr gesund – all diese VorzĂŒge bietet der Rosenkohl. Deshalb gehört er unbedingt in jeden GemĂŒsegarten.

Foto: Beat BrechbĂŒhl & Franca Pedrazzetti

Wenn ich Rosenkohl rĂŒste, bin ich immer wieder ob der kleinen KohlkĂŒgelchen fasziniert. Jedes Röschen ist quasi ein Weisskohlkopf – einfach sehr klein und dafĂŒr in umso grösserer Anzahl an einer Pflanze vorhanden. Die Ähnlichkeiten sind natĂŒrlich kein Zufall, stammen doch alle KohlvarietĂ€ten von der gleichen Wildpflanze ab. Rosenkohl ist aber deutlich frosthĂ€rter als z.B. Weiss- oder Rotkohl, was ihn zum perfekten WintergemĂŒse macht. Denn die meisten Rosenkohlsorten können den ganzen Winter ĂŒber frisch vom Beet geerntet werden. Der Frost tut ihnen sogar gut, denn erst durch Temperaturen um den Gefrierpunkt wird die in der Pflanze enthaltene StĂ€rke in Zucker umgewandelt.

Bis es aber so weit ist, braucht es Zeit. Bereits im April oder Mai muss der Rosenkohl ausgesĂ€t und im Juni gepflanzt werden, damit er noch vor dem Winter mit der Röschenbildung beginnt. Bei sommerlicher Trockenheit mĂŒssen die Pflanzen zudem zuverlĂ€ssig mit Wasser versorgt werden, denn nur gut entwickelte Pflanzen setzen im Herbst Röschen an. DafĂŒr ist auch eine regelmĂ€ssige DĂŒngergabe von Vorteil. Eine Mulchschicht aus Rasenschnitt hilft, die Erde feucht zu halten.

Dem Stamm entlang von unten nach oben werden die Röschen nach und nach kugelrund bis oval und knapp walnussgross. Dies zumindest bei den Ă€lteren Sorten. Das macht sie fĂŒr den Hausgarten attraktiv, wo immer wieder eine Portion geerntet werden kann. Weniger toll finden das die professionellen Produzent:innen, weil so mehrere ErntedurchgĂ€nge nötig sind. Bei den moderneren Sorten war deshalb das gleichzeitige Abreifen ein Zuchtziel.

Im Rosenkohl befinden sich wertvolle Inhaltsstoffe, die verloren gehen, wenn er zu lange gekocht wird. Er kann sogar roh gegessen werden.

A Rosenkohl a day keeps the doctor away

Das frische WintergrĂŒn ist auch Ă€usserst gesund – vor allem dann, wenn es nicht stundenlang im Wasser verkocht, sondern nur kurz angedĂŒnstet wird. Denn die wertvollen Inhaltsstoffe wie Vitamin B1, B2 und C sind wasserlöslich und hitzeempfindlich und gehen beim zu langen Kochen verloren. Entgegen der verbreiteten Meinung kann Rosenkohl auch roh gegessen werden. Am bekömmlichsten ist er von den Ă€ussersten, rauen BlĂ€ttern befreit, fein gehobelt z.B. im Salat. Der hohe Ballaststoffanteil kann aber zu Verdauungsproblemen fĂŒhren, v.a. dann, wenn sich der Verdauungstrakt noch nicht daran gewöhnt hat. Deshalb unbedingt mit kleinen Mengen beginnen. Neben den genannten Vitaminen weist Rosenkohl zudem abgesehen von Leguminosen (Bohnen, Linsen & Co.) den höchsten Proteingehalt im GemĂŒsebeet auf und ist eine gute Kaliumquelle.

Violette Rosenkohlpflanze mit Frostbelag
Rosenkohl trotzt auch tiefen Temperaturen. Wird er im FrĂŒhling stehen gelassen, beginnt er bald zu blĂŒhen und zieht zahlreiche Insekten an

Nicht ganz einfache Sortenerhaltung

LĂ€sst man die Rosenkohlpflanzen im FrĂŒhling stehen, beginnen sie schon bald zu blĂŒhen und werden zu wahren Insektenmagneten. Nach einiger Zeit bilden sie auch Schoten. Ob darin aber keimfĂ€hige, vitale Samen heranreifen, ist fraglich. Denn Rosenkohl ist wie alle anderen KohlvarietĂ€ten auf Fremdbefruchtung angewiesen. Er braucht also zwingend den Pollen von anderen Kohlpflanzen, um keimfĂ€higes Saatgut auszubilden, aus dem wieder gesunde Pflanze heranwachsen. Möchte man eine Sorte gezielt erhalten, mĂŒssen mind. 60 Kohlpflanzen gleichzeitig blĂŒhen. Das ist im Hausgarten natĂŒrlich kaum machbar. Diese biologische Tatsache ist wohl mit ein Grund, wieso es nicht so viele verschieden Rosenkohlsorten gibt.  Zudem sind heute fast nur noch Hybridsorten auf dem Markt, die auch im grössten Hausgarten nicht erhalten werden können. Diese punkten zwar mit besserer WĂŒchsigkeit, fester geschlossenen Röschen und HomogenitĂ€t, dafĂŒr sind die alten, samenechten Sorten bestens an lokale Begebenheiten angepasst und geschmacklich sehr gut.

ProSpecieRara hat nur gerade vier Rosenkohlsorten in Erhaltung. Eine davon ist jedoch eine ganz besondere: Die Sorte ‘Rubine’ leuchtet im Garten in attraktivem Rotviolett. Sie wurde 1958 als «bemerkenswerte Neuheit» vorgestellt und bis Mitte der 1990er-Jahren in der Schweiz von der Firma Samen Mauser vertrieben. Die Firma gelangte jedoch 1995 an ProSpecieRara mit folgender Bitte: «Dieser Rosenkohl entstand in jahrzehntelanger ZĂŒchtungsarbeit in Holland durch einen Herrn Huizer. Nun teilt uns die Samenhandlung, welche die Sortenrechte vom ZĂŒchter ĂŒbernommen hat, mit, dass mangels Umsatz die Sorte nicht mehr vermehrt werde. Irgendwie reut uns dies. Beiliegend senden wir Ihnen den letzten Samenrest mit der Hoffnung, dass die ZĂŒchtung doch noch weiterleben wird.» NatĂŒrlich haben wir uns dieser Sorte angenommen und erhalten sie seither zusammen mit Sativa Rheinau. Dort kannst du auch Saatgut der 'Rubine' beziehen.

Violette Rosenkohlröschen am StÀngel
Die ‘Rubine’ ist eine von vier Rosenkohlsorten, die ProSpecieRara in Erhaltung hat. Sie besticht mit ihrer attraktiven Farbe. Damit die Röschen reifen, sollte der Anbau frĂŒh vorgenommen werden.

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