Ich muss ein wenig ausholen. Bei den kopfbildenden Salaten unterscheiden wir zwei Gruppen: Einerseits die Salattypen, welche zur Art Lactuca sativa gehören wie z.B. Kopfsalate, Schnitt- und PflĂŒcksalate, Lattiche und Batavia- oder Eisbergsalate. Sie sind alle verschiedene Zuchtformen dieser Art, bilden feine, gelbe BlĂŒten und sind Selbstbefruchter. Die zweite âSalat-Gruppeâ sind die Zichorien (Cichorium sp.) wie z.B. ChicorĂ©e, Zuckerhut oder Endivie, meist erkennbar an einer gewissen Bitternote. Sie sind mit der ersten Gruppe in keiner Weise verwandt, blĂŒhen erst im zweiten Jahr, bilden blaue BlĂŒten und sind Fremdbefruchter.
LĂ€sst man also Salate im Garten stehen, schiessen sie frĂŒher oder spĂ€ter in die Höhe, bilden BlĂŒten und anschliessend auch Samen. Diese Samen kann man einsammeln, wobei immer auch ein Teil zu Boden fĂ€llt. Die ausgefallenen Samen beginnen schon bald wieder auszukeimen, um neue Salate zu bilden. Das ist grundsĂ€tzlich eine schöne Sache, dennoch gilt es (fĂŒr die Sortenerhaltung) ein paar Dinge zu beachten. Fremdbefruchtende Arten, wie eben die Zichorien-Salate, mĂŒssen in grosser Zahl gleichzeitig blĂŒhen, um mittelfristig als Sorte zu ĂŒberleben. Denn sie brauchen zwingend den genetischen Austausch untereinander, damit es nicht zu Inzuchterscheinungen kommt. Alle Typen dieser Art (ChicorĂ©e, Zuckerhut, Endivie etc.) können zudem mit gleichzeitig blĂŒhenden wilden Wegwarten oder auch mit anderen Sorten ihrer Art verkreuzen. Will man eine Sorte sortenrein erhalten, sollte man mögliche Verkreuzungen unbedingt verhindern.
Die schönsten Exemplare markieren
Bei den selbstbefruchtenden Lactuca-Salaten besteht nur eine sehr geringe Verkreuzungsgefahr und auch Inzucht ist kein Thema. Zu beachten ist jedoch Folgendes: Es wĂ€re naheliegend, immer diejenigen Individuen versamen zu lassen, die als Erste in die Höhe schiessen und blĂŒhen, denn diese möchte man nicht mehr essen und könnte sie daher blĂŒhen lassen. Aber: Macht man dies regelmĂ€ssig, fördert man das frĂŒhe Schiessen, weil man unbewusst auf diese Eigenschaft hin selektiert hat. Deshalb ist es wichtig, nur von denjenigen Pflanzen Saatgut zu gewinnen, welche erst schöne, kompakte Köpfe bilden und möglichst spĂ€t schiessen. Um diese Selektion gezielt machen zu können, baust du am besten mindestens 20 Salate der gleichen Sorte miteinander an und markierst wĂ€hrend der ganzen Wachstumsperiode immer wieder die schönsten Exemplare. Dies geht am einfachsten, indem du z.B. einen Markierstab zu den schönsten Salaten steckst. An diesem kannst du sie dann spĂ€ter auch gleich aufbinden, wenn sie in die Höhe schiessen. Ăbrigens: Bei selbst versamten Salaten solltest du stark vereinzeln, damit die Pflanzen genug Platz haben fĂŒr die Entwicklung und Kopfbildung.
Samen ernten, wenn die Sonne scheint
Damit der Salat-StĂ€ngel wĂ€hrend der BlĂŒtenbildung nicht fault, entfernst du nach und nach die untersten BlĂ€tter. Die einzelnen SamenstĂ€nde, die wie Mini-Pusteblumen aussehen, öffnen sich nach und nach. Sammle sie regelmĂ€ssig ab, am besten an sonnigen Nachmittagen, wenn die Pflanzen ganz trocken sind. Wenn du die Fallschirmchen zwischen die Finger nimmst, kannst du die Samen direkt in ein SchĂŒsselchen abknipsen und hast so direkt fast ganz sauberes Saatgut. AllfĂ€llige Pflanzenreste kannst du einfach ausblasen. Lasse die Samen im Haus mindestens zwei Wochen trocknen, bevor du sie in eine PapiertĂŒte gibst und trocken bis im kommenden FrĂŒhling lagerst.
Wusstest du...?
Der perfekte Salat fĂŒr den eigenen Garten
Ăbrigens: WĂ€hlt man regelmĂ€ssig die stĂ€rksten, wuchsfreudigsten oder eben sortentypischsten Salate in seinem Garten aus und vermehrt diese gezielt, passt sich die Sorte immer besser an den eigenen Garten an. Denn diese Pflanzen unter den Bedingungen, die an diesem Standort herrschen, so schön gediehen. Man erhĂ€lt so mit der Zeit seinen eigenen «Gartensalat».