Pflanzen verfolgen ganz unterschiedliche Strategien, um sich fortzupflanzen. Eine grosse Gruppe unter ihnen bildet Samen, die sie via Wind, im Magen oder Fell von Tieren oder auch nur mittels Schwerkraft an neue Orte transportieren lassen. Dort keimen die einen sofort und bilden noch vor dem Winter erstes GrĂŒn, andere benötigen spezielle Temperaturen, bis sie in Fahrt kommen. Im Folgenden stelle ich dir einige Kulturen vor, deren Eigenschaften du dir zu Nutze machen kannst, um schon im frĂŒhen FrĂŒhjahr ernten zu können.
Winterkefe Frieda Welten
Diese Kefe mit den attraktiven violetten BlĂŒten stammt aus dem Fundus der Spiezer Biogarten-Pionierin Frieda Welten. Seit 1983 kĂŒmmert sich ProSpecieRara um das Ăberleben dieser Sorte. Sie wird im Optimalfall Mitte/Ende Oktober ausgesĂ€t oder â gemĂ€ss dem phĂ€nologischen Kalender â im Vollherbst. So bildet sie noch vor der Winterpause erste BlĂ€tter aus und ĂŒberwintert als Jungpflanze. Entsprechend hat sie einen deutlichen Startvorteil gegenĂŒber Kefen und Erbsen, die erst im FrĂŒhling gesĂ€t werden, und kann schon etwas frĂŒher geerntet werden. In sehr strengen Wintern kannst du sie mit etwas Reisig vor den Ă€rgsten Frösten schĂŒtzen.
Spinat
Einen Startvorteil im FrĂŒhling hat auch der Spinat, der bis Ende Oktober ins FrĂŒhbeet oder im Tunnel gesĂ€t wird. Willst du ihn bereits im Winter ernten, musst du ihn schon Mitte August bis Anfang September aussĂ€en. Spinat ist eine der wenigen Kulturen, die sogar in der lichtarmen Zeit neue Blattmasse bildet. So treibt er immer wieder aus, wenn er zurĂŒckgeschnitten wird. Vorausgesetzt, man verletzt sein Herz nicht. Auch wenn sein vermeintlich hoher Eisengehalt sich inzwischen als Kommafehler herausgestellt hat, ist er dennoch sehr gesund. Das in ihm gespeicherte Chlorophyll ist im Körper gerade in der dunklen Jahreszeit sehr willkommen. Eine Sorte, die sich â ihr Name verrĂ€t es â besonders gut fĂŒr die Aussaat im Herbst eignet, ist die âErste Ernteâ.
Winterportulak
Ganz Ă€hnlich wie der Spinat funktioniert auch der Winterportulak. Auch er wĂ€chst in lichtarmen Zeiten und liefert begehrtes GrĂŒn. Seine rautenförmigen BlĂ€tter, die auf langen Stielen thronen, haben einen guten Biss und bringen Struktur in den Salat. Auch auf warmen Speisen macht sich eine Hand voll Winterportulak als Topping gut.
KerbelrĂŒbe
Bei der Winteraussaat der KerbelrĂŒbe, z.B. der Sorte âSelektion Sativaâ geht es nicht bloss um einen Startvorteil im FrĂŒhling, sondern ohne die winterliche KĂ€lte keimt ihr Saatgut gar nicht. Das macht sie fĂŒr den professionellen GemĂŒseanbau nicht wirklich attraktiv, denn damit sie zwischen November und Februar gesĂ€t werden kann, muss das Feld frĂŒh bereitgestellt und dann eine lange Zeit möglichst gut beikrautfrei gehalten werden, damit die feinen Keimlinge, die nur langsam aufkommen, nicht konkurrenziert werden. Das ist aufwĂ€ndig und entsprechend findet man sie als GemĂŒse praktisch nie im Handel. Im Hausgarten ist dies deutlich besser machbar und das Resultat macht sowieso alle MĂŒhen wett. UngefĂ€hr so gross wie der Daumen einer krĂ€ftigen MĂ€nnerhand sind die im Juni erntereifen RĂŒbchen, saftig, knackig und mit nussigem Aroma. Sie können mit der Schale entweder roh oder gekocht verspiesen werden.
Keine leeren Beete im Winter
Im Herbst alles abernten, die letzten BeikrĂ€uter jĂ€ten und so eine schöne, saubere BeetflĂ€che ĂŒberwintern lassen. Mag sein, dass dies eine Wohltat fĂŒr das eine oder andere GĂ€rtnerauge ist. FĂŒr den Boden ist es das auf jeden Fall nicht. In der Natur ist Boden grundsĂ€tzlich bewachsen. Wenn nicht, nennen wir es WĂŒste. Ein Bewuchs schĂŒtzt einerseits die BodenoberflĂ€che vor der Witterung und vor Erosion. Die Wurzeln in der Erde und abgestorbene Pflanzenteile nĂ€hren andererseits die Bodenlebewesen und halten diese so aktiv. Deshalb lohnt es sich immer, nach â oder sogar bereits vor der Ernte â eine GrĂŒndĂŒngung oder eben ein WintergemĂŒse auszusĂ€en.