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‘Madame Favre’ – die Birne mit den vielen Vorteilen

Völlig zu Unrecht fristet die ‘Madame Favre’ ein Schattendasein. Zeit, dies zu Ă€ndern!

Vielseitig einsetzbar, leckere, lustige FrĂŒchte, zuverlĂ€ssige Ernte, robust: ‘Madame Favre’ ĂŒberzeugt auf der ganzen Linie. Sie gedeiht in jedem Hausgarten und kann zu allen Baumformen gezogen werden. Wenn du viel Platz hast kannst du sie zum markanten Hochstammbaum ziehen, bei weniger Platz kommt sie aber auch als Niederstamm, als Busch, als Pyramide oder als Spalier zur Geltung und produziert zuverlĂ€ssig FrĂŒchte.

Und diese FrĂŒchte
.! Ich finde sie faszinierend: Sie sind rundlich und haben einen Knubbel an der Stielbasis. Dadurch steht der Stiel meist schrĂ€g ab, was ihr ein eigenwilliges Äusseres verleiht. Und lecker sind sie auch! Das wissen auch die Vögel. Deshalb empfehle ich, sie zu ernten, wenn sie noch nicht ganz ausgereift sind. Sie sind dann noch ein wenig grĂŒnlich, lösen sich aber schon leicht vom Ast. Das ist ungefĂ€hr Mitte September der Fall. Du kannst sie dann bereits essen, aber sie gewinnen in den folgenden zwei bis drei Wochen noch an Aroma, bevor sie anschliessend rasch ihren kulinarischen Zenit ĂŒberschreiten. Wenn du nicht alle FrĂŒchte frisch essen magst, kannst du sie auch problemlos dörren oder einkochen.

Ein weiterer Pluspunkt dieser Sorte: Der Baum trÀgt zuverlÀssig jedes Jahr.

Birnen auf Tisch mit stehendem Massstab daneben
Die rundliche Form und der schrĂ€g abstehende Stiel verleihen der ‘Madame Favre’ ein eigenwilliges Äusseres.

UnerklÀrliche RaritÀt

Die ‘Madame Favre’ kam schon 1863 in den Handel, konnte sich aber nie wirklich durchsetzen. Ich muss Nicolas Gaucher Recht geben, der schon 1894 im Buch «Pomologie des praktischen ObstbaumzĂŒchters» ĂŒber die ‘Madame Favre’ schrieb: « 
und gehört zu den allerbesten ZĂŒchtungen ... Der schöne Wuchs des Baumes, seine Unempfindlichkeit und Anspruchslosigkeit 
 die Schönheit und GĂŒte der FrĂŒchte, 
 dies alles hĂ€tte fĂŒr die rasche Verbreitung dieser Sorte sorgen sollen. Dem ist jedoch nicht so 
 die ihr gebĂŒhrende Verbreitung hat sie bisher nicht gefunden. 
 Das rĂŒhrt jedenfalls daher, dass man bisher auf die obigen Vorteile zu wenig aufmerksam gemacht hat.» Heute, 129 Jahre nach der Veröffentlichung dieser Zeilen, unternehmen wir einen neuen Anlauf, diese Tatsache zu Ă€ndern. Vielleicht wĂ€chst sie ja bald schon auch in deinem Garten. Wie du zu dieser Sorte kommst, erfĂ€hrst du in der Box weiter unten.

Verschiedene Birnen in der Auslage (Holzkisten)
Wie der Name andeutet, werden Mostbirnen mehrheitlich zum Mosten oder Brennen verwendet, wÀhrend sich Tafelbirnen zum Rohverzehr eignen.

Mostbirne oder Tafelbirne?

Im Reich der Birnen unterscheidet man zwischen Most- und Tafelbirnen. Mostbirnen enthalten bei PflĂŒckreife viele Gerbstoffe, was sie nicht sehr bekömmlich macht. Je mehr die Gerbstoffe im Lager abgebaut werden, desto «teigiger», also brauner und weicher, werden die FrĂŒchte – was auch nicht unbedingt Lust zum Reinbeissen macht, obwohl sie dann sehr wĂŒrzig sind. DafĂŒr eignen sie sich aber bestens zum Mosten oder Brennen. Die Tafelbirnen kann man jedoch auch nicht alle direkt ab Baum essen. Die ‘Pastorenbirne’ beispielsweise wird im Oktober geerntet, muss aber bis im Dezember gelagert werden, damit sie ihr volles Aroma entfaltet. Deshalb wird sie auch ‘Samichlausenbirne’ genannt.

WĂ€hrend MostbirnenbĂ€ume oft bis zu 20 Meter hoch werden, bleiben die Tafelbirnensorten etwas kleiner und können auch gut zu unterschiedlichen Baumformen gezogen werden. So z.B. auch zu Spalieren. Dabei werden einige BirnenbĂ€ume in einer Reihe gepflanzt und je nach vorhandenem Platz in die Breite gezogen. So können sie z.B. eine Abgrenzung zum Nachbargarten bilden, einen Sitzplatz zum lauschigen RĂŒckzugsort umschliessen oder einfach ein tolles Element im Garten bilden, das im FrĂŒhling herrlich blĂŒht und Insekten ernĂ€hrt und im Herbst mit FrĂŒchten auf einer sehr benutzerfreundlichen Höhe lockt.

Im Culinarium Alpinum in Stans wachsen zahlreiche Birnensorten in Spalierform - so auch die 'Ulmer Butterbirne'. (Bild: Culinarium Alpinum)

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